Fussball wie in Hollywood

23.04.2024

 

Das Saisonfinale der dieci Challenge League verspricht höchste Spannung. Mit dem FC Sion und dem FC Thun kämpfen zwei total gegensätzliche Klubs um den direkten Aufstieg.

Was macht ein packendes Duell aus? Zuerst einmal müssen die Rivalen passen. Je grösser die Gegensätze, desto emotionaler der Wettkampf für die Zuschauer. Neutral bleiben geht dann kaum. Schnell schlägt sich das Herz auf eine Seite und man fiebert dem Ausgang des Duells entgegen.

 

Diesem Mittel bedienen sich auch alle Sportfilme. Wenn Hollywood sich einer Geschichte annimmt, sind die Rollen stets klar verteilt. Der arme Boxer aus schwierigen Verhältnissen kämpft gegen eine hochgezüchtete Maschine, das Basketball-Team aus Freunden tritt gegen eine Superstar-Truppe an, die verspielte Fussballmannschaft bekommt es mit üblen Tretern zu tun. Die Sympathien sind so schnell verteilt.

 

Mit der Realität hat diese überzeichnete Filmwelt wenig gemeinsam. Das diesjährige Aufstiegsrennen in der dieci Challenge League bietet aber gleichwohl Stoff, aus dem gute Filme gemacht werden. Denn mit dem FC Sion und dem FC Thun kämpfen die gegensätzlichsten Vereine der Liga um den direkten Aufstieg – Kopf an Kopf.

 

Hier der FC Sion, eine der Grössen im Schweizer Fussball. Zwei Meistertitel, 13 (!) Cupsiege. Stars gaben sich hier die Klinke in die Hand, vom argentinischen Weltmeister Nestor Clausen bis zu den italienischen Legenden Gennaro Gattuso und Mario Balotelli. Präsident Christian Constantin mag die grossen Auftritte und reist mit einem seiner Ferraris oder auch mal mit dem Helikopter an Auswärtsspiele. Der FC Sion steht aber auch wie kein zweiter für eine Region. Er verbindet die deutschsprachigen Oberwalliser und die französischsprachigen Unterwalliser, ist Aushängeschild des ganzen Kantons, der sich oft etwas übergangen fühlt. Im altehrwürdigen Tourbillon, immer gut besucht, atmet man die lange Geschichte, die Stimmung ist einzigartig im Land. Emotional, impulsiv, leidenschaftlich – das ist der FC Sion.

 

Dort der FC Thun, dessen Name man vergeblich auf Ehrentafeln sucht. Lange spielte er keine Rolle auf der grossen Fussballbühne. Als er sie endlich betrat, schauten sogar in der Stadt selbst viele Fans lieber auf den erfolgreichen Nachbarn YB. Nie spuckt Präsident Andres Gerber grosse Töne, spektakuläre Spieler sind im Oberland nicht gerne gesehen, skandalumwitterte schon gar nicht. Lieber setzt man auf menschlich passende, anständige und zuverlässige Kicker. Viele erhalten hier eine zweite Chance, noch lieber aber setzt man auf eigene: Elf (!) Spieler aus dem eigenen Nachwuchs stehen im Kader, so viele wie sonst nirgends. Hier wird nicht geklotzt, sondern mit dem gearbeitet, was man hat. Vernünftig, bescheiden, sympathisch – das ist der FC Thun.

 

Die Klubfarben sind bei beiden Klubs Rot-Weiss. Sie liegen nahe beieinander, getrennt durch den Lötschberg, und doch Welten auseinander. Dass ausgerechnet Sion und Thun in der dieci Challenge League um den einzigen direkten Aufstiegsplatz kämpfen, hätten selbst die findigsten Drehbuchschreiber in ganz Hollywood nicht besser hinbekommen.

 

Für die Fans heisst das: sich eine feine Pizza nach Hause liefern zu lassen und das hochspannende Saisonfinale reinziehen. dieci wünscht allerbeste Unterhaltung beim packenden Duell der Giganten!